FREITAG startet einen neuen Kreislauf mit einem Produkt aus nur einem einzigen Material und schickt jetzt den ersten zirkulären Rucksack ganz ohne LKW-Plane in Produktion. Und damit dieser dann auch tatsächlich einmal rezykliert wird, werden die dafür nötigen Services und Prozesse schon jetzt mitentwickelt.
Das Denken und Handeln in Kreisläufen ist tief in der DNA von FREITAG verankert. Was mit dem Verwenden von ausgedienten LKW-Planen als Taschen und Accessoires begann, soll immer mehr in geschlossene Kreisläufe ganz ohne Abfall münden.
«Es reicht nicht, Produkte zu entwickeln, die rezykliert werden können. Wir müssen Produkte ganzheitlich, mit ihrem Lebensende im Blick, konzipieren und dafür sorgen, dass alles, was kreislauffähig ist, auch tatsächlich in den Kreislauf zurückkommt», meint Anna Blattert, Circular Technologist bei FREITAG.
EIN MATERIAL – NULL ABFALL
Um den Recyclingprozess möglichst einfach zu gestalten und die reale Recyclingquote maximal hoch zu halten, setzt FREITAG für die neueste Entwicklung auf Monomaterialität. Denn wenn alle Teile eines Produkts aus dem gleichen Material gefertigt sind, kann man es am Ende als Ganzes rezyklieren. Und das ist wesentlich einfacher als bei herkömmlichen Produkten, die meist aus einer Vielzahl von Teilen und Materialien oder gar Mischmaterialien bestehen.
Nach einer intensiven Material- und Marktanalyse hat sich FREITAG für Polyamid 6 – kurz PA6 – entschieden. Denn dieser Kunststoff ist vielseitig einsetzbar, eignet sich für belastbare Produkte und lässt sich besonders gut rezyklieren.
EIN MATERIAL – VIELE HERAUSFORDERUNGEN
Alles aus demselben Material zu machen, war aber einfacher gesagt als entwickelt und gesourct. Oder wie es Circular Technologist Anna Blattert ausdrückt: «Es ging uns nie um simple Tragtaschen, sondern um funktionale, langlebige und nicht zuletzt auch wasserabweisende FREITAG Produkte aus nur einem Material. Dass die Reduktion von Materialien die Komplexität dieses Projektes – vor allem bei der Beschaffung – derart erhöhen würde, hatten wir nicht erwartet.»
Einen wasserdichten Stoff aus Polyamid 6, auf dem die neuen Produkte aufbauen können, hat man lange, aber vergeblich gesucht, und deshalb hat FREITAG diese Entwicklung schliesslich selbst in die Hand genommen. Statt einen bestehenden Stoff wasserdicht zu beschichten, ging man zusammen mit einem innovativen taiwanesischen Partner aus der Textilindustrie den anderen Weg und versuchte, einen dreilagigen, laminierten Stoff herzustellen, bei dem das Lining, die wasserdichte Membrane sowie der Aussenstoff aus PA6 bestehen. Nach etwas mehr als zwei Jahren und vielen Testrunden, unter anderem mit der Ingenieurfakultät der Hochschule für angewandte Wissenschaften Albstadt-Sigmaringen, war es dann soweit: Der FREITAG Stoff aus PA6 vermochte in Tests auf Langlebigkeit und Wasserundurchlässigkeit zu überzeugen.
ZURÜCK ZU DEN WURZELN UND AB AUFS VELO
FREITAG ist überzeugt, dass die Transformation Richtung Kreislaufwirtschaft nur kollaborativ erreicht werden kann, und dieser Gedanke soll sich auch in der Produktgestaltung widerspiegeln. Der neue Rucksack wurde deshalb in Co-Creation mit Jeffrey Siu, einem jungen Designer aus England, entwickelt, der damit die Zweiradkultur zitiert und für individuelle urbane Logistik neu interpretiert: «Das Material Polyamid 6 kann sehr unterschiedliche Formen annehmen, es kann robust oder weich sein, zu einem Mesh oder einem wasserdichten Textil werden. Diese Vielfalt eines einzigen Materials in einem Rucksack zu vereinen und gleichzeitig den Kern von FREITAG mit velotauglichen Produkten weiterzutragen, war unglaublich spannend und herausfordernd.»
KOMPLETT MECHANISCH REZYKLIERBAR
Die Grundidee hinter der Produktentwicklung besteht darin, dass der funktionale und langlebige Rucksack als Ganzes und ohne aufwendiges Auseinandernehmen rezykliert werden kann. Kleinste Bestandteile wie die Klebepunkte der Laminierung sowie die Druckfarbe des Innenlabels bestehen zwar nicht aus PA6, und dem Schieber des Reissverschlusses sind zur Verstärkung Glasfasern beigemischt. Die Anteile dieser anderen Materialien konnten jedoch so gering gehalten werden, dass sogar mechanisches Recycling möglich sein wird. Beim KATZ Aarau, der Kunststoff-Technologie-Plattform der Schweiz, wurden die kompletten Prototypen zunächst in einer Schneidmühle zerkleinert und anschließend zu hochwertigem PA6-Granulat extrudiert. Diese Tests bestätigen, dass aus FREITAG Mono[PA6]-Rucksäcken wieder Neues entstehen kann.
HALLO UND AUF IMMERWIEDERSEHEN, MONO[PA6]
Die Bestätigung der mechanischen Rezyklierbarkeit war für FREITAG Grund genug, jetzt den ersten Produktionsbatch von Mono[PA6] in Auftrag zu geben. Die ersten 1500 Exemplare des ersten zirkulären Rucksacks werden aus Virgin-PA6, also aus nichtrezykliertem Material, bestehen und voraussichtlich im Frühling 2024 zusammen mit einem Reparaturkonzept und einem Take-Back-Prozess verfügbar sein. Schliesslich sollen FREITAG Mono[PA6]-Produkte lange leben und danach möglichst alle rezyklierbaren Rucksäcke ihren Weg zurück zu FREITAG und in den Kreislauf finden.
