DUZOE und seine gnadenlose Selbstreflexions-Single ‚FTP II‘

by Christian Wasenmüller

„Ich bin das Therapiezentrum für Leute, die nicht wissen wohin mit sich“, sagt Duzoe in der Introspektion. Der Hamburger Rapper ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Musiklandschaft. Während er selbst an einer bipolaren Störung und schweren Depression leidet, arbeitet er als Sozialpädagoge in der stationären Jugendhilfe mit jungen Menschen, deren Verbleib in der Herkunftsfamilie aktuell nicht möglich ist. Diese mannigfaltigen Erfahrungen machen Duzoes Musik zu einer einzigartigen Projektionsfläche für seine Hörer und damit zu einer Möglichkeit, eigene Erlebnisse zu verarbeiten.

An Emotionalität kaum zu übertreffen

Mit „FTP II (farewell to presence)“ , der ersten Videosingle seines am 09.07. erscheinenden Debütalbums „watchmeburn“, arbeitet Duzoe eine gescheiterte Liebesbeziehung auf – mutig und selbstkritisch. Es ist die an Emotionalität kaum zu übertreffende Fortsetzung seines schmerzgeballten Abschiedssongs „F.T.P (Farewell To Past)“ aus dem Jahr 2018. Doch anstatt die Schuld für das Beziehungs-Aus allein bei der einstigen Partnerin zu suchen, gesteht er als Ergebnis einer gnadenlosen Selbstreflexion jetzt erstmals auch eigene Fehler ein.

Das Gegenbeispiel einer perfekten Welt

Die Musik von Duzoe ist das Gegenbeispiel für eine Welt, die von Instagram-Filtern und Perfektion bestimmt wird. Auf seinem Debütalbum „watchmeburn“ spricht er Unsagbares aus, behandelt in aller Offenheit Tabuthemen wie mentale Teufelskreise, depressive Phasen, Suizidgedanken. Über die Jahre schuf Duzoe damit einen introvertierten Gegenentwurf zum Hochglanz-Rap, textete aus tiefsten Abgründen, immer mit dem Herz auf der Zunge – und einem verdammten Butterfly-Messer in der Brust.