Welche Rolle spielt der Duft bei der Partnerwahl?
Jeder Mensch hat „seinen“ Eigengeruch, ein Parfum naturel – und das spielt tatsächlich eine Rolle bei der Partnerwahl. Verschiedene Versuche, sogenannte Schnüffeltests mit getragenen T-Shirts, haben gezeigt: Probandinnen bevorzugten – unbewusst – eindeutig Körpergerüche von Männern mit Immun-Genen, die sich von ihren eigenen Genen deutlich unterscheiden. Evolutionär ist das durchaus sinnvoll, damit gesündere Nachkommen entstehen.
Generell ist der Körpergeruch absolut individuell. Ihn dauerhaft verändern oder überdecken zu wollen, ist vergeblich: Auch duftenden Parfüms oder Deodorants gelingt es nur vorübergehend. Der Eigengeruch wird durch einige Faktoren beeinflusst – Nahrungsmittel wie starke oder scharfe Gewürze werden über die Haut „ausgedünstet“, hormonelle Aspekte oder Emotionen wie Stress und Angst oder bestimmte Medikamente verändern ihn (und haben übrigens auch Auswirkungen auf die Wirkung von Parfüms!). Frauen nehmen Gerüche im Laufe ihres Zyklus übrigens unterschiedlich wahr; und die Einnahme der Anti-Baby-Pille kann die Geruchswahrnehmung Männern gegenüber sogar umkehren.
Die Redensarten „die Chemie muss stimmen“ oder „sich nicht riechen“ können: Sie haben also eine ganz reale Grundlage, wenn es um die Partnerwahl geht – und damit um den Menschen, dem man so nahe kommt wie niemandem sonst.
Geht Liebe durch die Nase?
Nicht nur die Liebe, sondern auch viele andere Emotionen gehen durch die Nase. Der Grund: Unsere Nase hat direkten Zugang zum Hippocampus und zum limbischen System: Im einen speichert das Gehirn Erinnerungen, das andere beherbergt das Gefühlszentrum. Daher reagieren wir auf bestimmte Düfte mit Wohlempfinden, Freude oder Sehnsucht – womöglich aber auch mit Abscheu.
Wir haben ca. 350 Geruchsrezeptoren, mit denen wir tausende von Geruchsstoffen wahrnehmen, aber nur einen Bruchteil unterscheiden können. Es heißt, dass drei Prozent des menschlichen Erbguts dem Riechen, Schnüffeln und Wahrnehmen von Gerüchen gewidmet sind: Einen so großen Anteil hat kein anderes Sinnesorgan, und es zeigt, wie wichtig dieser Sinn tatsäch- lich ist – nicht nur in der Liebe.
Was ist dran am Hype um Pheromone?
Pheromone sollen aphrodisierend wirken, ihre Träger also unwiderstehlich machen. Wer „Das Parfüm“ gelesen oder gesehen hat, weiß, wovon die Rede ist. Tatsächlich gibt es mit dem Jacobson-Organ (auch: vomeronasales Organ) einen Ort, der der Wahrnehmung dieser Pheromone dient – allerdings nur bei Tieren. Beim Menschen entsteht solch ein Organ als Fötus im Mutterleib; es bildet sich dort aber auch gleich wieder zurück.
Gene für Pheromonrezeptoren hat man beim Menschen gleichwohl gefunden: Es sind Gene für ganze fünf solcher Rezeptoren. Zum Vergleich: Bei Tieren sind es Gene für 300 Rezeptoren. Diese verschwindend kleinen „Empfänger“ für Pheromone haben sich offenbar im Laufe der Menschheitsgeschichte zurückgebildet. Auf ein einziges Molekül soll einer Studie der Ruhr-Universität Bochum zufolge auch beim Menschen einer der Rezeptoren reagieren: Es ist der Duftstoff Hedione, der in zahlreichen Parfüms zum Einsatz kommt.
Gibt es den perfekten Duft zum Verlieben?
Dass man sich in einen bestimmten Duft verliebt, soll öfter vorkommen. Dass ein Duft quasi als Aphrodisiakum wirkt – siehe oben: Zweifel sind angebracht. Wer es allerdings selbst testen möchte, hat die Chance dazu. Das erwähnte Hedione steckt zum Beispiel in gs03 von biehl. parfumkunstwerke, in The Beautiful Mind Series Vol. 1, in Kinski Fragrance und Escentric02. Auch blumigen, floralen Düften wird gern nachgesagt, dass sie die romantische Ader des Gegenübers wecken: Concrete Flower aus dem Hause Atelier PMP ist zwar eine unkonventionelle Kombination mit einer intensiven Schlagkraft, ist aber dank Jasmin, Iris und Lilie auch durchaus einen Versuch wert.
Und dann gibt es Molecule01: Es wirkt, wie viele Menschen berichten, absolut pheromonisch – das darin verwendete Molekül Iso E Super in Reinform sorgt für unwiderstehliche Ausstrahlung (und es gilt nicht als Pheromon!).
Wirklich aphrodisierend und garantiert zum Verlieben ist aber zuverlässig dies: Wenn ein Duft wirklich zu seinem Träger oder seiner Trägerin passt.