Das Quartett aus dem Süden Deutschlands ist dafür nicht etwa in die Hauptstadt gezogen, vielmehr fungierte die im Mai angetretene Kurzreise zu den Tritonus Studios in Berlin als Vehikel für die Therapiesitzung. Der Heimat und dem Lieblingssound bleiben sie treu, die vier Jungs aus Passau: Sänger und Rhythmusgitarrist Jules, sein Zwillingsbruder Simon, der den Bass wie auch die Backing Vocals bedient, sowie Gitarrist Manuel und Schlagzeuger Madsn.
So wurde der Trip zur Intensivkur gegen die Isolation. „Berlin Therapy“ ist jedoch mehr als eine handelsübliche Lockdown-EP, eine kompromissbehaftete Folge äußerer Umstände: „Die Songs sind voriges Jahr in einer schwierigen Phase entstanden und spiegeln deswegen durchaus die aktuelle Krise. Wir möchten die Dinge so fühlen, wie sie sind, und eine Art ‚safe space’ bieten. Die Entscheidung, die EP akustisch und live aufzunehmen, dient als Versuch, unsere Zuhörerschaft noch näher in diesen Raum zu holen. Wir wollten das schon länger machen, jetzt war aber ganz klar der richtige Zeitpunkt gekommen.“
Die beiläufig zeitgemäße Liedsammlung enthält zwei neue und einen neu-gewandeten Track. Während „Oklahoma“ den Blick nach außen und „Sixteen“ den nach innen darstellt, dann schauen Lonely Spring mit der Akustikversion von „Strangers“ gleichermaßen zurück und nach vorn. Letzterer diente immerhin bereits als Galionsfigur für „Lovers & Strangers“, klingt in zurückgenommen-akustischem Gewand aber noch einmal eindringlicher. Das „vertraut und doch so fremd“-Motiv passt besser in unsere Welt denn je. „Sixteen“ durchläuft die kritische Sicht auf sich selbst bis hin zur kathartischen Achtsamkeit und setzt das Erwachsenwerden mit einer unumgänglichen Vorwärtsbewegung gleich. „Oklahoma“ verpackt indes die für die Band typische Selbstoffenbarung in ein Zwiegespräch.