Lonely Spring – „Never“

Alles rauslassen, ob auf der Bühne oder im Studio: Die Newcomer Lonely Spring machen Musik, die so klar aus der Seele kommt, dass es wohlig weh tut. Auf der Suche nach der emotionalen Wahrheit verpassen die Bayern dem Emo-Rock einen unerwarteten Neuanstrich, ihre Debüt-EP „Lovers & Strangers“ verneigt sich vor Vorbildern wie Panic! At The Disco, Fall Out Boy oder My Chemical Romance und lässt Genregrenzen dennoch links liegen.

Zu Lonely Spring zählen neben Jules noch dessen Zwillingsbruder Simon, der Bass und Backing Vocals übernimmt, sowie Gitarrist Manuel und Schlagzeuger Madsn. Die Stimmen der Zwillinge ergänzen sich sowohl live als auch auf Platte bis zum Punkt der Verschmelzung: „Wenn wir einen neuen Song einsingen, dann passen unsere Gesänge aus dem Stand zusammen. Wir machen miteinander Musik, seit wir 13 sind, da lernt man sich noch auf einer ganz anderen Ebene kennen als Brüder es sowieso tun. Wir wissen, wie der andere tickt.“

Der Spannungsbogen der EP lebt von Kontrasten: Als Opener kommt selbstironisch der Titel „Closure“ daher. „For The Sake Of Your Heart“ entstand leicht angesäuselt beim mitternächtlichen Jam, machte aber das Rennen zur zweiten Single. „Who Am I“ stellt die großen Identitätsfragen, klingt jedoch schon ab dem Intro unverhohlen selbstbewusst. Die Leadsingle „Strangers“ handelt vom ehemals vertrauten Partner, den man kaum noch wieder erkennt. „Never liegt“ schließlich irgendwo zwischen tragisch und tanzbar.
Zur neuen Single „Never“ sagt die Band: „Der Text zeigt eine Art Hilfslosigkeit gegenüber sich selbst und dem eigenen Verlangen bzw. spiegelt Dinge wider, über die man normalerweise nicht redet unter einem leicht ironischen Ansatz und ist nicht immer wortwörtlich zu verstehen. Bspw. werden die Zeilen ‚The addiction feeds us razorblades, swallow them down, don’t hesitate. The riverside’s for suicides, would you break the chain?‘ immer und immer wieder wiederholt in einem gar schaukeligen Seemannsgesang, als wären sie eine Art Mantra. Das Mantra der Menschheit und wir stolzieren alle dazu in diesselbe Richtung. Harte Zeilen, aber gesungen als würde man sich motivieren, als wäre man im Militär. Jeder schleppt seine Bürde mit sich und die meisten unterliegen in der ein oder anderen Art und Weise einer Sucht. Und wenn es nur die Sucht nach Aufmerksamtkeit ist in Zeiten von instagram und Co. Diese Suchtthematik wird auf satirische Art portaitiert und soll trotzdem ernsthaft verständlich bleiben. Der Song-Titel ‚Never‘ war daher nur logisch. Man sagt sich immer und immer wieder: ab morgen, ab nächstes Jahr o.ä. mache man es anders, werde man ein anderer Mensch. Am Ende macht man es dann aber doch ’nie’. ‚For you never did, never could.‘
Das heißt natürlich nicht, dass man Dinge nicht wirklich ändern kann bzw. ein ‚besserer‘ Mensch werden kann. Es überspitzt eben ganz hart dieses Thema und dass es emotional oft schwer sein kann, seine eigenen Fehler loszulassen. Man darf nie vergessen, dass am Ender jeder nur menschlich ist. ‚You shout at the stars above, cursing the scars of your flaws.‘“

Zum begleitenden Video sagt die Band: „Das Video sollte unsere Konsumgesellschaft widerspiegeln und aufzeigen, dass wir, wenn man genauer hinsieht, in einer Welt leben, die von Süchten dominiert ist. Sucht nach Erfolg; Werbungen, welche offensichtlich ungute Dinge, als Innovation vertuschen usw. Sucht nach dem Besten, dem Populärsten, vielleicht sogar die Sucht nach dem ‚Glück‘ schlechthin. Außerdem zeigt es die Einsamkeit, die jeder Mensch in sich trägt und oft versucht mit diesem Konsum fälschlich zu füllen. Die Szenen aus ‚The Night of the Living Dead‘ portraitieren erneut diese Leblosigkeit in den Lebenden. Stellt uns überspitzt mit ‚Zombies‘ gleich, welche mit aller Gewalt nach Konsum greifen, bis sie ihn bekommen. In ihrem Fall der Konsum nach Menschenfleisch, in unserem Fall, zumindest im übertragenen Sinne, nach physischen und metaphysischen Dingen.“